24 - Der Tod wartet by Agatha Christie

24 - Der Tod wartet by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T19:58:04+00:00


Viertes Kapitel

Sarah King musterte Hercule Poirot lange und eingehend. Sie besah sich den eiförmigen Kopf, den mächtigen Schnurrbart, die stutzerhafte Kleidung und das verdächtig tiefe Schwarz der Haare. Ein zweifelnder Ausdruck schlich sich in ihre Augen.

«Nun, Mademoiselle, sind Sie zufrieden?»

Sarah errötete, als sie Poirots amüsiertem ironischen Blick begegnete.

«Verzeihen Sie», sagte sie verlegen.

«Du tout! Um ein Wort zu benutzen, das ich erst kürzlich gelernt habe: Sie haben mich beaugapfelt, habe ich Recht?»

Sarah lächelte schwach. «Nun, Sie können das Gleiche gern auch bei mir machen», sagte sie.

«Aber gewiss. Ich habe es nicht versäumt, dies bereits zu tun.»

Sie sah ihn scharf an. Der Ton, in dem er das sagte, irritierte sie. Doch Poirot zwirbelte nur selbstgefällig seinen Schnurrbart, und Sarah dachte (schon zum zweiten Mal): Der Mann ist ein Schaumschläger!

Nachdem ihre Selbstsicherheit wiederhergestellt war, setzte sie sich etwas aufrechter hin und sagte leicht fragend: «Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, wozu diese Unterredung dienen soll.»

«Der gute Dr. Gérard hat es Ihnen nicht erklärt?»

Sarah runzelte die Stirn. «Ich begreife Dr. Gérard nicht. Er scheint zu glauben, dass – »

«Etwas ist faul im Staate Dänemark», zitierte Poirot. «Sie sehen, ich kenne Ihren Shakespeare.»

Sarah tat Shakespeare mit einer Handbewegung ab.

«Wozu soll der ganze Wirbel eigentlich gut sein?», wollte sie wissen.

«Eh bien, man will dieser Sache doch auf den Grund gehen, habe ich Recht?»

«Sprechen Sie von Mrs Boyntons Tod?»

«Ja.»

«Ist das nicht ein bisschen viel Tamtam um gar nichts? Gewiss, Sie sind Fachmann auf diesem Gebiet, Monsieur Poirot. Da ist es ganz normal, dass Sie – »

«Dass ich ein Verbrechen wittere, wann immer ich einen Vorwand dafür finden kann?»

«Nun ja – so ähnlich.»

«Sie selbst hegen keine Zweifel, was Mrs Boyntons Tod betrifft?»

Sarah zuckte mit den Schultern.

«Monsieur Poirot, wenn Sie in Petra gewesen wären, dann wüssten Sie, dass die Reise dorthin eine ziemliche Strapaze gewesen sein muss für eine alte Frau, deren Herz nicht das beste war.»

«Für Sie scheint der Fall also absolut klar zu sein?»

«Aber ja! Ich begreife nicht, was Dr. Gérard eigentlich bezweckt. Er war ja nicht einmal dabei. Er lag mit Fieber im Bett. Selbstverständlich würde ich mich jederzeit seiner größeren medizinischen Erfahrung beugen – aber in diesem Fall hat er doch überhaupt nichts in der Hand. Man kann ja in Jerusalem eine Obduktion durchführen lassen, falls man mit meinem Befund nicht zufrieden ist.»

Poirot schwieg einen Moment und sagte dann:

«Es gibt einen Tatbestand, den Sie noch nicht kennen. Dr. Gérard hat ihn Ihnen gegenüber nicht erwähnt.»

«Und der wäre?», wollte Sarah wissen.

«In Dr. Gérards Reiseapotheke fehlt ein gewisses Medikament – Digitoxin.»

«Oh!» Sarah erfasste sofort, was dieser neue Aspekt bedeutete. Nicht minder schnell stürzte sie sich auf den einzigen schwachen Punkt.

«Ist Dr. Gérard da absolut sicher?»

Poirot zuckte mit den Schultern. «Ein Arzt ist, wie Sie wissen werden, Mademoiselle, im Allgemeinen sehr vorsichtig mit seinen Aussagen.»

«Ja, natürlich. Das versteht sich von selbst. Aber Dr. Gérard hatte zu der Zeit einen Malariaanfall.»

«Das ist natürlich richtig.»

«Hat er eine Ahnung, wann das Medikament entwendet worden sein könnte?»

«Er hatte Veranlassung, am Abend seiner Ankunft in Petra in seine Reiseapotheke zu sehen. Er brauchte Phenacetin – weil er starke Kopfschmerzen hatte.



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